Tim Bedzko stand als einer der ersten Musiker nach langer Corona Zwangspause wieder vor einem Live Publikum auf der Bühne. 1.500 Fans kamen sehnsüchtig am 22. August in die Arena Leipzig, um Ihren Star live sehen und hören zu können. Das Besondere an diesem Konzert war, dass es als Forschungsprojekt der Universitätsmedizin Halle (Saale) abgehalten wurde. Sinn und Zweck des Ganzen ist, mithilfe der ausgewerteten Daten das Übertragungsrisiko bei Sport- und Kultur-Großveranstaltungen in geschlossenen Räumen in der Zukunft genauer abschätzen zu können. In drei Szenarien mit unterschiedlichen Hygienekonzepten wurden Daten gesammelt und ausgewertet. Unter anderem konnte dadurch genau ermittelt werden, wie häufig und vor allem für wie lange sich die Konzertbesucher nahe kamen und Kontakt hatten und wie hoch das Übertragungsrisiko bei jedem einzelnen Kontakt liegt.
Des Weiteren wurde der Effekt der Hallenbelüftung kontrolliert und eine theoretische Ausbreitung des Virus simuliert. Hierbei wurden in einer Computersimulation 4.000 gesunde und 24 infektiöse Besucher virtuell im Saal erzeugt und Luftverteilung durch die Klimaanlage und der gesamten Belüftungstechnik der Halle gemessen.
Das Resultat des Projekts wurde anhand einer Liste von Empfehlungen bei Großveranstaltungen dargelegt. Diese beinhaltet unter anderem die folgenden Aspekte.
– Ohne genügend Abstand vermehren sich die Kontakte unter den Besuchern, was zu einem erhöhten Risiko führt. Daher keine Events bei voller Kapazität durchführbar zurzeit.
– Nur noch Sitzkonzerte austragen, da diese den Teilnehmer an seinem Platz “binden” und weitere Kontakte während der Show unterbinden.
– Zusätzliche Einlässe sollten geschaffen werden. Eines der kontaktreichsten Punkte sind die Ein- und Ausgänge. Daher die Notwendigkeit, diese auf weitere Schleusen zu verteilen. Wartende sollten, wo immer es die Umgebung erlaubt, unter freiem Himmel stehen.
– Maskenpflicht weiterhin befolgen. Auch während der Darbietung und alleine am Platz sitzend, sollten Mund und Nase vollständig bedeckt sein.
– Um zusätzliche Kontakte zu vermeiden, lautet die Empfehlung, Getränke und Essen lediglich am Platz zu konsumieren. Eventuell besteht unter gewissen Umständen einige kurze Pausen einzulegen, damit die Besucher im Freien verpflegt werden können.
– Als eines der wichtigsten Aspekte rät die Studie, eine Art Bewertungssystem bei Belüftungsanlagen sämtlicher potenzieller Veranstaltungssäle einzuführen. Außerdem wird ein Investitionsprogramm von Bund und Ländern vorgeschlagen, da diese Angelegenheit nicht in wenigen Wochen vorüber sein wird. Daher kann dies durchaus als Langzeitinvestition angesehen werden.
– Die Halbierung der Zuschauerzahl bei voller Kapazität auf einen bestimmten Zeitraum -Woche- festzulegen. Veranstaltungen daher unbedingt auf eine maximale Teilnehmerzahl pro Woche deckeln.
– Einsatz von Hygiene-Aufseher sollte genauso angesehen werden wie das seit Jahren standardisierte Sicherheitspersonal. Eigens für die empfohlenen Maßnahmen sollte in Zukunft geschultes Personal bereitgestellt werden. Als ein Vorteil einer professionellen Großraumveranstaltung sollte die Einhaltung der auferlegten Vorschriften gewährleistet werden und bei Missachtung zu einer Verweisung der Versammlungsstätte führen.
Diese Empfehlungsliste mag auf den ersten Blick abschreckend wirken, ist jedoch bei genauer Betrachtung die Lösung aktueller Problematiken. Es bleibt zu hoffen, dass die Studie durch Bund und Länder offiziell abgesegnet und als Maßnahme zur Austragung von Live-Events vorgestellt wird. Es ist wichtig, klar definierte, erforderliche und zumutbare Einheitsreglungen zu erschaffen, damit das Rad der gesamten Veranstaltungsbranche sich weiterdrehen kann. Wir leben in einer neuen Welt und sollten Lösungen für die neue Normalität ausarbeiten. Einfach eine vollständige Branche zum Stillstand zu zwingen ist hier definitiv keine Alternative.