Es scheint beinahe eine Ewigkeit her zu sein, wo wir noch unbefangen und ohne Angst auf ein Konzerte oder ein Festival gehen konnten. Nur das schöne Gefühl der Vorfreude begleitete uns, bis es dann endlich so weit war und die ersten Töne der Band zu hören waren. Ein fast vergessenes Gefühl. Da müssen Künstler heutzutage schon kreativ werden, um ansatzweise so etwas wie einen Live-Gig auf die Beine stellen zu können.
Die amerikanische Rockband The Flaming Lips zum Beispiel hat sich da einen kreativen Weg einfallen lassen, um mitten in der COVID-19-Pandemie Live-Shows zu veranstalten und sich und ihr Publikum in schützende „Weltraumblasen“ -Space Bubbles- gesteckt.
Es wurden insgesamt 100 Blasen, die jeweils maximal drei Personen aufnehmen können, im Saal verteilt. Die Kapseln waren mit einem Lautsprecher, Ventilator, einer Wasserflasche, einem Handtuch und einem Schild mit der Aufschrift „Ich Muss Mal / Es Ist Heiß Hier Drin“ ausgestattet, das den Stewards bei Bedarf gezeigt wurde, um die Nachtschwärmer zu den Waschräumen zu begleiten oder die Blasen mit kühler Luft aufzufüllen. Die Teilnehmer mussten außerhalb ihrer Blase Masken tragen, konnten sie jedoch drinnen abnehmen, wie ein Lehrvideo von Leadsänger Wayne Coyne zeigte. Um Konzertbesucher davon abzuhalten, in ihren Blasen herumzurollen, wurde ein Gitter auf den Boden geklebt, mit Platz für eine Blase pro Quadrat. In einem Gespräch mit einem Magazin letztes Jahr erklärte Coyne, dass man viel Platz rund um den Veranstaltungsort braucht und viel Zeit – er schlägt etwa 45 Minuten – vorher, um alle in ihre persönliche Blase hereinzuhelfen. Wie Sänger auf seinem Instagram Kanal dokumentierte, rollen am Ende der Show alle Teilnehmer in Ihrer Blase zum Ausgang, werden dort entpackt und können somit umgehend den Veranstaltungsort verlassen.
Während eines Auftritts im TV im Mai beschlossen The Flaming Lips, Coynes Idee tatsächlich auszuprobieren. Die Band spielte während ihrer Nummer einige Lieder mit etwa 30 Leuten in einzelnen Blasen. Nach dem Erfolg dieser Aufführung bestellte die Band Weltraumblasen aus China für eine Show im darauffolgenden Oktober im Criterion-Theater in Oklahoma City. Der Veranstaltungsort war mit rund 300 Fans gefüllt, die in Plastikblasen sicher untergebracht waren. Die Blasen enthalten genug Sauerstoff, damit drei Personen „über eine Stunde und 10 Minuten“ atmen können, bevor sie mit einem Laubbläser aufgefrischt werden müssen, sagte Coyne laut BBC News. Die Plastikkapseln halten die Fans in sicherem Abstand, und Coyne betonte, dass jede Blase mit etwa einem halben Liter 70 prozentigem Isopropylalkohol gereinigt, mit einem Laubbläser belüftet, bis die Flüssigkeit verdampft ist. Dann wird sie von einer Person im Malers Anzug mit Maske vollständig abgeschrubbt. Der Reinigungsprozess ist nach jeder Show sehr umfangreich.
Es bleibt abzuwarten, wie COVID-sicher das Konzert war, da einige Mediziner das verringerte Übertragungsrisiko in Frage gestellt haben. Wenn es als sicher erachtet wird, ist es ein Format, das anscheinend für andere Konzerte und andere Musikgenres repliziert werden könnte, vorausgesetzt, der richtige Veranstaltungsort ist verfügbar und die lokalen Beschränkungen lassen dies zu. Wie gut die einzelnen Plastikblasen Bandmitglieder und Konzertbesucher vor dem Coronavirus schützen, muss noch genauestens ausgewertet werden.